Sechs
oder acht Beine, ein oder zwei Flügelpaare, Facettenaugen, Fühler,
Saugrüssel oder scharfe Mundwerkzeuge, die Fotomotive von Harald
Kalbhenn könnten fast von einem anderen Stern stammen. Tun sie aber
nicht. Nur der aufmerksame Betrachter oder Fotograf mit
entsprechenden Objektiven entdeckt diese andersartige Welt der
Insekten und Spinnen. Am Mittwochabend nahm Kalbhenn auf Einladung
der Umweltgruppe der Lokalen Agenda 21 Weilrod die etwa 30 Gäste in
der Alten Schule in Gemünden mit in diese manchmal absonderliche
Welt. Und die hatte er überwiegend in seinem nur 128 Quadratmeter
messenden Reihenhausgarten in Neu-Anspach beobachtet. Früher sei er
eher negativ gegenüber Insekten eingestellt gewesen, blickte er
zurück in Zeiten als die Windschutzscheiben von Autos nach längeren
Fahrten erst einmal mit einem Insektenschwamm gereinigt werden
mussten. Zur Erinnerung hatte er einen solchen mitgebracht.
Mittlerweile habe er aber 429 verschiedene Insekten- und Spinnenarten
in seinem Garten entdeckt, obwohl dieser nicht speziell für diese
Tiergruppen angelegt sei. Unter den „Früh-Fliegern“ des Jahres
konnte er solche Sympathieträger wie Honigbiene, Zitronenfalter,
Kleinen und Großen Fuchs, C-Falter, Aurora-Falter und Schwebfliegen
zeigen. Eine Mauerbiene, die ihr Nest in einem Rollladenstopper
anlegt, eine Furchenbiene, die in einer Flockenblumenblüte schläft
oder auch eine Holzbiene, die eine Blüte ansticht, um an den Nektar
weit hinten am Blütenboden zu kommen, solche Schnappschüsse hatte
der Hobbyfotograf mitgebracht. Aber auch von dem einen oder anderen
lustigen Erlebnis berichtete Kalbhenn. Eine Kräuselspinne lebte auf
einem Blatt unter ihrem Gespinst. Eine Fliege, die dem Gespinst zu
nahe kam, wurde von der Spinne gefangen und ausgesaugt. Anschließend
entsorgte diese die leere Hülle. Und drehte sich um und ließ ihre
Hinterlassenschaften vom Blatt fallen. „Je länger ich Insekten
beobachte, desto mehr zweifle ich daran, dass wir die „Krone der
Schöpfung“ sind“, schmunzelte der Fotograf. Er erklärte auch
den Unterschied zwischen vollständiger und unvollständiger
Metamorphose bei Insekten. Besonders erstaunlich sei die vollständige
Metamorphose, bei der aus dem Ei eine Raupe schlüpfe, die nur die
Aufgabe habe zu fressen und zu wachsen. In der Puppenphase wandele
sich dann die Raupe komplett um und beispielsweise ein Schmetterling
breche aus der Puppenhülle hervor. „Diese Umwandlung ist ein
kleines Wunder“, staunte Kalbhenn. Dieser Vortrag war der vierte in
einer Vortragsreihe zum 25-jährigen Jubiläum der Weilroder
Umweltgruppe. Nach Vorträgen über Nisthilfen für Vögel,
naturnahes Gärtnern und Fledermäuse wird am Mittwoch, 5. November,
19 Uhr ein weiterer Vortrag zum Thema Elektromobilität ebenfalls in
der Alten Schule in Gemünden, Laubacher Straße 8, das Jubiläumsjahr
abschließen. sn
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Harald Kalbhenn. Foto: Neugebauer |
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Schwammspinner. Foto: Kalbhenn |
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Springspinne: Foto: Kalbhenn |
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Taubenschwänzchen. Foto: Kalbhenn |
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Furchenbiene auf Sonnenhut. Foto: Kalbhenn |
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