Exkursion des Forstamtes und der Lokalen Agenda 21 zu den Kernflächen,  die unter strengem Naturschutz stehen und nicht mehr bewirtschaftet werden
Artikel aus dem Usinger Anzeiger vom 13. März 2013 
WEILROD (sn). 
Eine der vier Säulen  des Wald-Naturschutzes stand am Samstag im Mittelpunkt einer Exkursion, zu der  die Umweltgruppe der Lokalen Agenda 21 Weilrod zusammen mit dem Forstamt  Weilrod eingeladen hatte. Thomas Götz vom Forstamt stellte den zehn Interessierten  die ausgewählten Kernflächen vor. 
Und gleich hinter dem Forstamt auf  Schloss Neuweilnau war die erste Fläche zu finden, die in Zukunft für eine  Bewirtschaftung tabu ist. Götz, der im Forstamt unter anderem für  Naturschutzbelange zuständig ist, erläuterte die Gründe für die Auswahl dieser  etwa 10 Hektar großen Fläche. Damit stellt der Schlosshain schon fast die  Hälfte der 23 Hektar, die von den 1200 Hektar Staatswald auf Weilroder  Gemarkung als Kernflächen unter Schutz gestellt werden. Der Schlosshain  beherberge etwa 20 verschiedene Baumarten, betonte Götz, und weise damit eine  hohe Vielfalt auf. Das Vorkommen der Bergulme hier sei das einzige im gesamten  Forstamtsbezirk, nachdem das vom Ulmensplintkäfer übertragene Ulmensterben die  meisten Bestände vernichtet hat. Außerdem gebe es hier Exoten wie die  Douglasie. Diese etwa 90 Jahre alten Bäume überragen den übrigen Bestand. Aber  auch Linde, Spitzahorn, Bergahorn, Weißtanne, Esche, Buche, Hainbuche, Eiche  und noch einige mehr wurden hier zum Teil durch die Förster angepflanzt, die  schon seit fast 200 Jahren auf dem Schloss residieren. Hinzu kommt eine  vertikale Schichtung des Bestandes. Denn auch Naturverjüngung lässt sich hier  nach dem Gewittersturm von 2011 beobachten. Die Vielfalt eines Bestandes sei  ein Kriterium für die Auswahl als Kernfläche neben dem Alter der Bäume gewesen,  betonte der Forstmann. Ein weiteres Kriterium seien Sonderbiotope im Wald, wie  Felsformationen. 
So führte Götz die Gruppe zu der 3,6 Hektar großen Fläche am  Homberg, die durch zahlreiche bemooste Felsen mit ihren Spalten gekennzeichnet  ist. Die Kronen der 160 Jahre alten Buchen hier beginnen sich bereits zu  zersetzen. Und dieses stehende und später auch liegende Totholz ist für viele  Holz zersetzende Flechten, Moose und Pilze, aber auch für Totholz bewohnende  Insekten -hier ist der Hirschkäfer ein bekanntes Beispiel- als Lebensraum  notwendig. 185 Jahre alte Buchen dominieren den Bestand auf der 1,4 Hektar  großen Fläche bei Cratzenbach. Astlöcher und Spalten in den Bäumen bieten hier  ideale Bedingungen für Fledermäuse und Spechte. „Dieser Bestand ist noch  als Wirtschaftswald deklariert, hat aber keine hohe Holzqualität mehr“,  berichtete Götz. Damit sei der wirtschaftliche Verlust überschaubar, aber der  ökologische Gewinn hoch. 
Eine vierte Fläche, die auf dem Exkursionsplan stand,  wäre vom Eichenbestand her eine Wunschfläche des Forstamts gewesen. Doch da sie  bei Emmershausen zwischen der Weilstraße und dem Weiltalweg liegt, muss hier  wegen der Verkehrssicherheit doch gelegentlich ein alter Baum gefällt werden. „300  Jahre Nachhaltigkeit, diese Bäume können etwas darüber erzählen“,  veranschaulichte Götz den von Hannß  Carl von Carlowitz vor drei Jahrhunderten erstmals eingeführten Begriff, denn  die hier wachsenden Eichen seien genau so alt. Diese alten Eichen mit ihren  Höhlen und Spalten werden aber als Habitatbäume trotzdem von den Förstern  erhalten, denn dies ist die zweite Säule der Waldnaturschutzes, zu dem auch der  Naturschutz-Kodex des Forstes und die Arten- und Habitatpatenschaften einzelner  Forstämter zählen, sowie eben das Kernflächenkonzept mit seinen zukünftigen  Urwald-Parzellen. „Das Konzept kann gerne von den Kommunen  übernommen werden“, betonte Götz, denn bisher hat Hessen-Forst nur im  Staatswald Kernflächen ausgewiesen. Das sei zunächst eine Selbstverpflichtung,  diese Flächen aus der Nutzung zu nehmen. Nur wenn die Flächen als  Ausgleichsflächen einem Eingriff zugeordnet werden, dann werde damit eine  Rechtsverbindlichkeit geschaffen, wie beispielsweise bei der Cratzenbacher  Fläche, die dem Eingriff durch ein Windrad zugeordnet wird.
Sabine Neugebauer








